1. August-Feier

Die Vorbereitungen für die 1. August-Feier begannen bereits einige Tage zuvor. Chregu kümmerte sich mit Hanspeter um das nötige Feuerholz, damit ein schönes 1. August Feuer angezündet werden kann. In diesen paar Tagen davon buk ich so viele Cakes in kürzester Zeit wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Denn wenn die Weissen ein Feuerchen machen, wollen die Einheimischen natürlich auch dabei sein. Zudem hatte Chregu die Arbeiter aus dem KTC darüber informiert, dass wir am 1. August die Schweiz feiern.

Den Nationalfeiertag starteten wir mit selbst gebackenen 1. Augustweggen. Ich habe extra am Abend zuvor noch zwei Fähnchen gebastelt, damit es möglichst authentisch wirkt. Wir haben sie auf jeden Fall genossen.

Am Nachmittag richtete Chregu das Feuerholz auf und bereitete danach das Abendessen vor – Chilli con carne. Dazu werden Baguettes und eine Art Jogurtsauce serviert. Letzteres ist vor allem wichtig für den Fall, dass das Chilli zu scharf ist, um einfach so gegessen zu werden. Ich bin jedenfalls froh, wenn ich dazu noch eine «Entschärfung» beimischen kann 😉

Gegessen haben wir bei Hermanns auf der Veranda. Es war zwar eher regnerisch und kühl. Doch mit der richtigen Bekleidung war das kein Problem. Chrissi und Becky haben sich die schöne Deko ausgedacht. Es war richtig gemütlich. Nach einigen Taschentuchmomenten waren wir alle satt. Kurz darauf wurde das meiste ins Haus geräumt und wir machten uns auf zum Feuerplatz. Chregu war schon mit gebrauchten, kurz davor eingeschwärzten 😉 Lumpen in den Händen vorausgegangen. Viele Einheimische standen bereits dort und warteten gespannt darauf, dass das Feuer angezündet würde. Das nasse Holz fing rasch Feuer. Es war schön in dieser kühlen Nacht die angenehme Wärme auf dem Gesicht und bald am ganzen Körper zu spüren. Obwohl viele Leute um das Feuer standen, war es still. Nur das Knistern des Feuers war zu hören. Da und dort einige geflüsterte Worte. Faszinierend war vor allem der Funkenregen. Je nach Blickwinkel sahen die Funkten wie nicht allzu ferne Sterne aus.

Nun da das Feuer so richtig loderte, gingen Chregu und ich ins Haus und machten Cakes, Kaffeepulver, Zucker, Coffeemate und heisses Wasser parat. Das «Buffet» für die Einheimischen wurde auf einem Tisch auf unserer Veranda eingerichtet. Als wir ready für den Ansturm waren, liessen wir durch Dave ausrichten, dass die 1. Runde Kaffee und Kuchen nun starten könne. Zuerst zaghaft, dann doch ganz zügig ergab sich eine Warteschlange vor unserem Haus. Wer Kaffee wollte, musste die Tasse selber mitbringen. Das hatte Chregu seinen Leuten schon vorgängig ausgerichtet. Nun standen sie da mit den leeren Tassen und schauten freudig über die geschnittenen Cakes. Trotz allem waren sie alle sehr still. Wenn etwas gesprochen wurde dann in Flüsterton. Jemand liess leise Musik von seinem Handy abspielen. Wieso sie alle so still waren, war uns nicht ganz klar. Als die letzten Cakestücke verschwunden waren, begaben wir uns wieder ans Feuer.

Es brannte immer noch sehr schön und strahlte eine ziemliche Hitze aus. Die Schweizer Nationalhymne wollten wir zwar nicht singen, doch zwei Einheimische dankten und beteten für die Schweiz und auch für Deutschland (einige von den Missionaren kommen von dort). Irgendwie war es berührend den Worten zu lauschen und zu merken, dass nicht nur wir dankbar für unser Heimatland sind, sondern auch die Einheimischen froh sind, Leute aus dem Land zu kennen. Wir hoffen, dass die Schweiz ihre Grundwerte nicht weiter vergisst und sie als überholt ansieht, sondern sie wieder verstärkt vertritt.

Als wieder Regen aufzog, verabschiedeten wir uns von den Einheimischen und verkrümelten uns zurück ins Haus von Hermanns. Christine Wisler hatte ein feines Dessert, eine schön verzierte Erdbeer-Jogurt-Torte, gezaubert. Nach einem Happy Birthday für Beat Matzinger, der mit seiner Frau Dora einen Tag zuvor auf der Station ankam, gossen auch wir uns Kaffee oder Tee ein. Der Kuchen war meeega lecker. Mit dem Genuss des Desserts und Gesprächen liessen wir den Abend ausklingen.

 

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