To’okena Tag 2

Am Dienstagmorgen ging es nicht allzu früh für uns los. Wir waren zwar um 7 Uhr ready. …ok, gegessen hatten wir noch nicht. Um 8.30 Uhr brachte uns eine Tochter des Senior Pastors Kaukau (Süsskartoffeln) und Kumu (Grünzeug). Da nach dem Essen noch niemand aufgetaucht war, gingen wir aus dem Haus. Kaum waren wir ein paar Schritte gelaufen, kam der Senior Pastor auf uns zu. Fast so als hätte er auf uns gewartet… Er fragte Chregu, ob er sich den Generator der Station mal anschauen und natürlich auch wieder in Stand setzten könnte. Ich dachte, ok dann gehe ich mal mit. Es hört sich nicht so an, als wäre für mich gerade was anders geplant. Auf dem Weg zum Generatorhäuschen, welches sich ein wenig unterhalb der Kirche befand, stiess die Pastorenfrau des anderen Pastors dazu. Der Senior Pastor öffnete das kleine Häuschen und ging mit Chregu hinein. Viel bekam ich nicht zu sehen, denn schnell waren noch viele andere Zuschauer zugegen. Beim Generator handelte es sich um einen der Marke Lister, der schon vor 20 Jahren alt war.

Generator der Marke Lister

Das Untersuchen und Testen des Generators zog sich in die Länge. Mir machten weniger die Beine zu schaffen als die Hitze. Die Sonne brannte wirklich voll auf alle herunter, die nicht im Häuschen am Schatten waren. Die Zeit des Wartens nutze ich, um mit der Pastorenfrau ins Gespräch zu kommen. Sie redete viel und gerne. Das machte es mir leichter mit einer fremden Frau ins Gespräch zu kommen und im Austausch zu bleiben. Sie erzählte, dass sie vor allem aus selber angepflanztem Gemüse und Früchten aus dem Garten lebten. Zwischendurch gibt es auch Reis. Das müssen sie aber in der Stadt kaufen, welche mit einer ungefähr 3 Stunden dauernden Autofahrt zu erreichen ist. Ein eigenes Auto haben sie nicht, also fahren sie mit PMV. Das ist wie ein öffentliches Verkehrsmittel, jedoch gibt es keine Auswahl zwischen Bus, Tram und Zug wie bei uns. Hier fährt man einfach mit dem Auto / Bus, das als Ziel die gewünschte Ortschaft hat oder einem auf jeden Fall schon mal näher ans Ziel bringt. Zu Geld kommen sie vor allem durch die Kaffeeernte, die einmal im Jahr stattfindet. Die Ernte wird in die Stadt zum Wägen gebracht und von der entsprechenden Firma gekauft. Damit die vielen Kaffeesäcke aber in die Stadt kommen, tun sich die Kaffeebauern zusammen und mieten einen Landcruiser. Der Erlös muss gut übers Jahr eingeteilt werden. Wenn die Kinder in die Highschool oder die Uni geschickt werden, kommen meist die Eltern für das Schulgeld auf. Auch für Kleider, Waschmittel, Reis und anderes, das nicht im Garten wächst, muss Geld einberechnet werden. Es gibt zwar einen kleinen Markt an der Strasse, wo Menschen von der Küste oder tiefer gelegenen Regionen beispielsweise Ananas oder Kokosnüsse verkaufen. Diese wachsen nämlich im Hochland und somit auch in To’okena nicht oder nicht gut. Leute von To’okena und umliegenden Ortschaften verkaufen im Gegenzug Gemüse aus dem Garten, wie Kabis, Erdnüsse und anderes, das wiederum an der Küste nicht so gut wächst.

Nun drehte sich die Pastorenfrau zu mir um und sagte, sie gehe einen Stuhl für mich holen, damit mir meine Beine nicht zu sehr schmerzen. Hm, eigentlich taten mir meine Beine gar nicht weh. Es war noch immer die Sonne, die mir wohl bereits ein unfreiwilliges, rötliches Gesichtsmake-up verpasst hatte. Einige Minuten später kehrte sie tatsächlich mit einem Holzstuhl zurück. Sie stellte ihn neben mich ins Gras und forderte mich auf, mich hinzusetzen. Mann war mir das peinlich. Alle anderen, Männer, Frauen, Kinder standen mit mir wie eine grosse Traube vor dem Generatorhäuschen und nun sollte ich mich setzen? Es war natürlich sehr lieb gemeint und ich fragte mich, was ich jetzt wohl tun solle. Einerseits möchte ich die nette Geste nicht unbeachtet lassen, auf die andere Seite fühlte ich mich echt doof. Da kam mir der Gedanke, dass sie vielleicht durch ihre Aussage auch etwas von sich preisgegeben hat. So bot ich ihr an mit mir zusammen auf dem Stuhl Platz zu nehmen (dies konnte ich jedoch nur tun, da sie keine allzu korbulente Frau war 😉 ).

Da der Generator noch nicht betriebsbereit war, hörte man vieles andere. Ein Geräusch wurde von einem Schwarm von Tieren verursacht. Es hörte sich an wie Grillen. Sie fingen leise an und erhöhten langsam die Lautstärke, bis es wirklich sehr laut von den Bäumen her tönte. Auf meine Frage hin, was dies wohl für Tierchen seien, erklärte mir die Pastorenfrau, dass es sich dabei um Zikaden (auch Zirpen genannt) handeln. Auf der Wiese vor uns spielten zwei kleine Geisslein. Diese nennen sie Meme (etwa Meämeä ausgesprochen). Wenn man an ihre Laute denkt, passt das doch, dachte ich bei mir. Nur ein paar Schritte hinter uns befindet sich die Primary-School. Irgendwo die Strasse runter befindet sich die Elementary-School. Für in die Highschool gehen die jungen Erwachsenen nach Kainantu, die Stadt, die ca. 3h Autofahrt entfernt liegt. Diese Kinder kommen nur in den Ferien nach Hause, denn für eine Einfachfahrt mit PMV bezahlen sie K 20 (ca. CHF 6), was für sie eine Menge Geld ist. Wenn man bedenkt, für 1 kg Greenbean-Kaffee erhalten sie K 3.20, was etwa CHF 1 entspricht. Somit müssen sie mehr als 6 kg verkaufen, damit ihre Anfahrtskosten gedeckt sind. Für den Rückweg gilt dasselbe.

Kurz vor dem Mittag konnte Chregu eine Dieselleckage im Motor feststellen und dadurch war das Öllevel gestiegen. Chregu konnte die Leckage an der Rücklaufleitung mit einem kleinen Stück Ringkabelschuh abdichten. Eine geeignete Dichtscheibe war leider nicht vorhanden. Dadurch dass das Öl mit Diesel vermischt wurde, liessen sie das Öl ab. Schlussendlich befand sich eine Menge von über dem Zweifachen der eigentlichen Füllmenge. Leider war kein neues Öl vorhanden, ausser dem einen Liter, den Chregu eingepackt hatte. Der Generator durfte solange nicht gestartet werden, bis wieder neues Öl eingefüllt werden konnte. Nun wurde das Generatorhäuschen von allen verlassen und mit einem Vorhängeschloss verschlossen. Das nächste Ziel war der ehemalige Werkstattschuppen. Der sich darin befindende Rasenmäher hat ebenfalls ein Leiden. Chregu und ein paar andere Männer betraten den Schuppen und liessen zum Glück die Tür offen. So konnte die Pastorenfrau, ich und noch viiiiele andere reingucken. Naja, viel gab es nicht zu sehen. Ab und zu hörte man den ratternden Motor und sahen eine Staubwolke, die uns entgegen wallte. Ich blickte mich unauffällig um. Die Schule war kurz zuvor zu Ende gegangen und nun standen Kinder verschiedener Altersklassen vor dem Eingang des kleinen Schuppens. Natürlich waren sie nicht nur am Geschehen interessiert, sondern auch an den beiden weisshäutigen (oder schon rothäutigen?) Besuchern. Die Pastorenfrau erklärte ihnen, dass wir ein paar Tage in To’okena verbringen und mehr von ihrer Kultur mitbekommen möchten. Das schliesst auch Kochen, Gartenarbeit und den Besuch von umliegenden Dörfer mit ein. Als ich nun umringt von Kindern dastand, nutze ich die Gelegenheit und fragte, wer von ihnen lesen kann. Zuerst meldete sich niemand, sie waren zu scheu. Doch als ich ein paar Kinderbüchlein aus meinem Bilum zog, schossen schnell einige Hände in die Höhe. Ich wollte nicht schon zu beginn alle Büchlein verteilen, desshalb sagte ich ihnen, sie sollen miteinander teilen. Sie hatten alle grosse Freude daran. Für sie ist dies wirklich etwas besonderes, denn PNG-Kinder wachsen nicht mit Kinderbüchlein auf.

Den Rasenmäher konnte Chregu noch nicht ganzheitlich in Stand setzen.Grundsätzlich lief der Motor jedoch mit viel zuhoher Drehzahl, da jemand am Regler herumgebastelt hatte, und extremer Vibrationen. Dies mit dem Regler konnte ich wieder einstellen jedoch die Vibrationen kamen daher das nur noch ein Messer vorhanden war. Jedoch hatte der Pastor keines mehr, jedoch oranisierte er noch eines bevor wir wieder abreisten.

 

Nach dem Mittagessen stand der Untersuch eines anderen Generators auf dem Plan. Der von der Schule lief leider auch nicht mehr. Bewaffnet mit Chregus Ratschenset und seiner Werkzeugtasche gingen wir zur Schule hinunter, begleitet von den Pastoren und noch vielen anderen Schaulustigen. Angekommen ging es los mit dem Untersuch. Erst mit der 3te Batterie konnte der Geni gestartet werden.

Schnell war klar das hier schon ein «Saveman»( Leute, die sagen sie wissen, was sie tun) vor mir etwas gemacht hatte… Auf die direkte Frage, ob da jemand am Regler herumgebastelt hatte, wurde seine Vermutung bestätig. Der sogenannten Saveman hatte am Regler herum gebastelt und den Generator somit vollständig überlastet. So vermute ich, ging die Reglermechanik defekt und der Motor lief permanent mit zu hoher Drehzahl. Dadurch wurde auch die elektrische Seite überlastet und entweder ist die Spule durchgebrannt oder der elektrische Reglerteil. Dies konnte ich nicht detailiert herausfinden, jedoch wird dies nich der letzte Generator in dieser Woche sein mit den ein und selben Problem. …denn sie wissen nicht was sie tun…

 

Da wir noch einiges übrig hatten vom Mittagessen, informierten wir die Senior Pastor Familie darüber. Sie boten uns trotzdem noch drei Maiskolben an, die wir dankend annahmen. Gegen ein wenig Abwechslung sagen wir nichts 😉 Zurück im Haus wärmten wir Wasser auf dem kleinen Rost über dem Feuer, damit wir uns nach dem Abendessen noch einen Tee oder Kaffee gönnen konnten. Kaum war die letzte Maiskolbe abgegessen, klopfte es an der Türe. Die andere Pastorenfrau stand vor der Türe und überreichte mir eine riiiiesige Schüssel voll mit Kumu und einem ganzen Huhn in der Mitte. Ich bedankte mich bei ihr, schloss die Tür und überreichte Chregu die Überraschung.

Die riesige Schüssel voll Kumu und dem Huhn. Hier mit einem Bananenblatt abgedeckt, damit es warm bleibt.

Mit vollem Magen betrachteten wir hilflos die volle Schüssel. Wer soll das alles essen? Und zumal wir bereits gegessen hatten, blieb nicht mehr viel Platz dafür im Magen. Schweigend assen wir ein paar Bisse. Es war wirklich sehr fein. Das Huhn war nach unserem Geschmack zu lange gekocht worden. Wir beratschlagten, was wir jetzt tun sollen. Es wäre schade, wenn wir das viele und gute Essen einfach verlochen müssten. Wir einigten uns darauf, das Essen so zu präparieren, dass es aussah, als hätten wir ganz viel gegessen – sowohl vom Kumu als auch vom Huhn. Danach brachten wir den Rest zurück zum Pastor und baten ihn mit seiner Familie uns zu helfen, aufzuessen. Es war uns wirklich nicht recht, soviel Essen zurückzubringen. Schliesslich wollten wir auch nicht undankbar erscheinen oder den Anschein erwecken, dass das Essen nicht gut gewesen sei. Wir versuchten ihm zu erklären, dass wir nicht so viel auf einmal essen, wie sie. Zudem nehmen wir täglich drei Mahlzeiten zu uns und sie nur zweimal. Der Pastor nahm die Schüssel entgegen und lud uns in sein Haus ein, damit wir den Abend miteinander verbringen konnten. Kaum waren wir im Haus, wurden uns schon zwei Stühle angeboten. Die Kinder sassen auf einem Bettgestell und die Eltern am Boden. Es war sehr speziell, doch das Geschichten erzählen machte den Eltern Spass und für uns war es sehr interessant zu hören, was sie alles schon erlebt hatten. Mit einem kurzen Bibeltext und einem Gebet endete der gemeinsame Abend und wir machten uns auf den Weg zurück zu unserer Unterkunft.

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