To’okena Tag 8

An diesem Montagmorgen fing gemäss den Pastoren ein sogenannter Grade 8 Kos in To’okena an. Man könnte diesen Kurs mit einer gekürzten Version des Konfirmandenunterrichts vergleichen oder mit dem in der GfC bekannten UK. Obwohl es mal geplant war, dass wir unsere beiden verbleibenden Tage in To’okena an diesem Kurs verbringen, begann der Tag ziemlich PNG-like. Das heisst, man muss flexibel und offen für Planänderungen sein.

Am Morgen nach dem Frühstück war wieder einmal ein Besuch im Generatorhaus angesagt. Nachdem am Samstag Chregu das andere Leck gefunden und mit einer tüchtigen Portion Silicon abgedichtet hatte, war heute der Tag des Zusammenbaus und einer letzten möglichen Reparatur, wenn wir dann am Mittwoch wieder von hier weggehen sollten. Nun zusammengebaut war alles sehr schnell, da die restlichen Teile, die zur Diagnose demontiert wurden, bereits am Samstag wieder eingebaut wurden. Danach hiess es das Dieselsystem vom Pumpenelement bis zur Düse entlüften. Dazu musste die Leitung bei der Verschraubung an der Einspritzdüse wieder ein wenig angelöst werden, so dass die Luft, die im Pumpenelement und der Leitung war, herausgedrückt wurde. Da der Lister nur ein 2- Zylinder-Motor ist, konnte Chregu ihn sogar  mit nur einem Zylinder starten und so liess sich das Entlüften einfach erledigen. Anschliessend gab es noch eine Verschnaufpause bevor am Nachmittag dann der nächste Testrun stattfand.

Anschliessend war nun die Zeit gekommen, um den Bulldozer unter die Lupe zu nehmen. Dieser war schon angekündigt gewesen, bevor wir  nach To‘okena gingen. Bei diesem war oder ist das Problem, dass alles Wasser, das in den Kühler gefüllt wird, direkt in die Ölwanne hinein läuft.  Am Samstag, als wir auf unserer Runde durch To‘okena 2 unterwegs waren, wechselten wir bereits ein paar Worte mit dem Verantwortlichen vor Ort und Chregu beauftragte ihn unter dem Bulldozer etwas Ordnung zu machen respektive das Wasser- /Ölgemisch zu entfernen. Gespannt blickten wir unter den Bulldozer… Naja Ordnung war einigermassen, jedoch war der Graben, um das Wasser abzulassen zu wenig tief, damit wirklich alles ablaufen konnte und es so noch immer matschig war. Nun kam Leben in einen der Männer, der dabei stand. Er gab Anweisung den Graben tiefer zu machen und mit einem Gefälle zu versehen, damit das Wasser dann auch ablaufen könne. Die Männer fingen an zu schaufeln,  jedoch nicht zur Zufriedenheit von ihm und so nahm er den Spaten einem der Männer aus der Hand und begann barfuss den Graben alleine herauszuheben. Dabei murmelte er etwas wie, dass die Regierung schon auch recht habe, wenn sie sage, dass das Volk faul geworden sei und nicht gute Arbeit mache. Wir mussten etwas schmunzeln und wunderten uns zugleich über diese Haltung. Es gibt sie also auch, Einheimische die gerne vorwärts kommen. Gerade als dann der Matsch abgeschaufelt war und Chregu unter dem Bulldozer kriechen wollte, kam Regen auf. Sehr schnell holten dann die Männer eine Blache und machten ein haus sel (Zelt), indem sie einfach die Baumaschine abdeckten und wir unter der Blache im Trockenen waren.

Chregus Diagnosemöglichkeiten waren eingeschränkt, da die Unterbodenschutzplatte noch montiert war und diese aus geschätzten 10 bis 12mm dickem Stahl gefertigt ist. Dies machte eine schnelle Demontage so gut wie unmöglich, da sie gut und gerne über 100kg wiegen wird. Durch die Beschreibung und Demonstration des Problemes schloss Chregu daraus, dass eine Zylinderlaufbüchse gebrochen sein musste, da das Wasser ohne Verzögerung unten in der Ölwanne ankam. Um trotzdem noch alles andere zu kontrollieren und schaute er noch, ob es irgendwelche andere Bauteile gab, die diese Leckage möglich machen könnte. Und da kam doch noch ein kaputter Öl-/Wasserwärmetauscher hervor. Obwohl es fast nicht möglich ist, dass dieses Bauteil dieses Problem verursachen könnte, baute er es aus und kontrollierte es. Es hätte auch gut sein können, dass schon mal jemand am Wärmetauscher etwas herumgebastelt hat oder es einfach über Nacht verschwunden wäre. Jedoch stellte sich heraus, dass alles in bester Ordnung und keine Leckage vorhanden war. Nach abschliessender Diskussion wurde vereinbart, dass mit der verantwortlichen Person die weiteren Schritte besprochen werden sollten. Für die Reparatur müsste nämlich der Motor vor Ort herausgehievt, mit einem geeignetem Truck ins Kassam transportiert und komplett auseinander gebaut und die defekten Teile ersetz werden. Chregu wartet bis heute darauf, dass dieser sich meldet.

Durch den erneuten Testrun des Generators ergab es sich, dass Chregu am Nachmittag nochmals eine Schleif-Session durchführte. Es warteten bereits einige Leute, die mit ihren Messern, Schaufeln, etc. am Freitag auf den Montag vertröstet wurden. Einer hatte so Freude und war Chregu dankbar, dass er uns einige Bata (Avocados) mitgebracht hatte. Ich liess Chregu seine Arbeit machen und ging zu Uape, der Pastorenfrau. Ich hatte sie zuvor gefragt, was sie am Nachmittag mache und sie antwortete mir, dass sie mit der Frau vom Haus Sik (Krankenhaus) das Essen für die Grade 8 Kursteilnehmer vorbereite. Ich habe sie daraufhin höflich gefragt, ob ich ihnen helfen dürfe. Meine Hilfe wurde nicht abgelehnt und so befand ich mich bald darauf in ihrem Haus. Wir bereiteten zwei verschiedene Kumu vor. In der Zwischenzeit machte sich eine andere Frau von der Station ans Kochen von gaaanz viel Reis. Dies wurde mir bewusst, als sie zu uns ins Haus trat und uns informierte, dass sie das Feuer zum Kochen angefacht habe. Sie verzog sich danach wieder zurück in die Küche, die unterhalb des Haus Lotu (Kirche) neben einem Essraum angebaut war. Wir folgten ihr kurz darauf mit dem fertig vorbereiteten Kumu in den Händen. Auf dem Weg in die Küche erzählte mir Uape, dass die Kursteilnehmer eigentlich ihre eigenen Teller, Löffel und Becher selber mitbringen müssten. Diese Info hat sie alle nicht erreicht und so mussten die Köchinnen ihre Becher und Teller zusammentragen, damit das Essen gereicht werden konnte. Eigentlich wurden die Eltern einerseits zum Bringen von Essen, wie Kumu oder Mais, und zur Mithilfe in der Küche aufgefordert. Leider erschien weder eine Mama noch Essen. Gut, dass die Leute hier viel Garten haben und Pastor Ape am Freitag in der Stadt war, um Reis einzukaufen.

In der Küche erwartete uns ein Feuerchen und die Frau, die dazu schaute. Bevor das Kumu zum Kochen auf die Feuerstelle gestellt wurde, reicherten die Frauen das Grünzeug mit 2-Minuten-Nudeln mit Kakaruk-Geschmack (sehr beliebt hier in PNG) und Tinfish (Büchsenfisch, meist Thunfisch) an. Diese Sorte Büchsenfisch roch ziemlich fischig und ich dachte insgeheim, dass das bestimmt nichts für Chregu wäre.

Der Zeitpunkt war gekommen, der Kurs war für diesen ersten Tag zu Ende und die Teilnehmer strömten in den Essraum. Wir Frauen füllten schnell die Teller mit einem riesigen Haufen Reis und legten das Kumu darauf. Die fertig gefüllten Gefässe stellten wir zur Durchreiche, wo nach dem Dankgebet braune Hände auftauchten und die Teller schnell verschwinden liessen. Zum Schluss stellte sich heraus, dass für Chregu und mich ebenfalls mitgekocht wurde. Sie strahlten so eine Freude aus, dass ich es ihnen nicht abschlagen konnte, obwohl wir eigentlich noch Essen im Haus hatten und Chregu das Kumu wohl nicht essen wird. Zum Glück durfte ich selber schöpfen, so konnte ich nach unserem Mass und unseren Vorlieben die Teller füllen.

Ich kam gleichzeitig mit Chregu im Haus an. Als er das Essen sah, sagte er, er gehe gleich nochmals zum Haus vom Senior Pastor. Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er, dass er nicht nochmals doppeltes Abendessen möchte. Nach einigen Minuten kam er zurück und wir genossen (so gut es ging) das Essen. Chregu ass vor allem Reis. Kumu hätte er zwar gerne, aber dieses wurde halt durch den Fisch kontaminiert 😉

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