Kaunseling Kos

Diese Woche fand der letzte Teil des Seelsorgekurses hier im Kassam statt. Nicht nur das Thema im Ganzen interessierte mich. Gerade in einem solchen Kurs erhält man einen tieferen Einblick in die hiesige Kultur und das wirkliche Leben der Einheimischen. Was für Situationen bereiten ihnen Kopfzerbrechen und mit welchen Schwierigkeiten werden sie konfrontiert? Wie gehen sie damit um?

Zuerst was ist Seelsorge überhaupt oder wozu braucht man das? Unser Wesen besteht aus Körper, Seele und Geist. Der Körper besteht aus dem, was wir sehen können – Arme, Ohren, Nase, Augen, etc. Wenn wir körperliche Verletzungen haben, kann man die somit sehen. Ist jedoch die Seele  verwundet, sieht man das nicht. Höchstens das Verhalten einer Person könnte eventuell auf eine seelische Verletzung  hinweisen. Man sagt, die Seele ist die Persönlichkeit eines Menschen. Es ist der eigene Verstand, Wille, Emotionen und Gewissen, das sie ausmacht. Mit Worten oder auch emotional ist es möglich die Seele zu berühren. Worte zum Beispiel können eine Person wütend oder glücklich machen, verletzen oder aufbauen. Das geschieht in der Seele, dort wo man nur hinschauen kann, wenn jemand es zulässt.

In der Seelsorge wird, wie der Begriff schon sagt, zur Seele Sorge getragen, respektive die Seele versorgt. So wie man eine Verletzung am Körper versorgt / verarztet, so sollten auch seelische Verletzungen behandelt und  gepflegt werden.

Es gibt viele verschiedene Geschehnisse, welche eine seelische Verletzung herbeiführen können. Hier in Papua Neuguinea wurde folgendes erwähnt (Liste nicht abschliessend):

• Eigenes Haus brennt ab

• Unfall

• Feindschaften

• Krieg

• Missbrauch an Frau oder Kinder

• Eltern möchten lieber einen Jungen statt ein Mädchen haben

• Abtreibung

• Adoptivkinder, die nicht gut / richtig behandelt werden

• Scheidungen (Kinder, die denken, dass es ihre Schuld ist)

• Ehebruch

• Ehepartner heiratet eine weitere Frau (2. / 3. / …)

• Ehepartner stirbt plötzlich

Dies sind alles Situationen, die den betroffenen Menschen sehr bedrückt und verletzt.

 

Ich denke jeder Mensch ist durch verschiedene Begebenheiten verletzt worden. Die Auswirkungen von Verletzungen auf Menschen sind unterschiedlich und führen auch zu verschiedenen Reaktionen.

Eine mögliche Reaktion auf eine schwierige Situation ist, sich selber die Schuld zu geben. Eine solche Person mag nicht über seine gemachte Erfahrung sprechen und frisst sozusagen den Schmerz in sich hinein. Sie möchte alles verbergen und spürt keine Lebensfreude mehr. Die Person fühlt sich nicht mehr wohl und findet keine Ruhe.

Andere wiederum reagieren auf eine Schwierigkeit, indem sie allen anderen die Schuld geben und sie sozusagen ebenfalls leiden sehen wollen. Eine solche Person macht andere nieder. Begegnungen / Gespräche enden oft im Streit, was diesem Menschen wiederum keine Freunde beschert.

Auch Süchte können eine Reaktion auf verletzende Situationen sein. Es ist eine Art Ausflucht oder Zuflucht, die eine Person in Drogen, im Rauchen und/ oder im Alkohol findet. Das Aufsuchen einer Prostituierten und Ehebruch gehören ebenfalls in diese Kategorie.

Eine weitere mögliche Verhaltensweise ist, dass die Person nicht mehr eigene Entscheidungen treffen möchte. Sie überlässt dies gerne anderen. Ein solcher Mensch hat gerne die Beachtung von anderen, wobei der Schmerz die Hauptrolle spielt. Dieser dient auch immer wieder als Entschuldigung für sein Verhalten.

Diese vier Reaktionsmöglichkeiten werden nie dazu führen, dass eine Person den Schmerz überwindet und heil wird. Über die eigene Trauer zu reden und weinen ist ein erster Schritt. Es ist ein Prozess der durch fünf Emotionen führen kann: Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Manchmal dauert es lange bis man beispielsweise einen Verlust akzeptiert hat. Doch sobald es zu dieser Akzeptanz kommt, ist man bereit, die Trauer in Worte zu fassen und so dem Schmerz ins Auge zu sehen.

Gedanken darüber, was oder wer die schwierige Situation herbeigeführt hat, können falsche Gedanken und Rückschlüsse hervorrufen. Sei dies gegenüber anderen, sich selbst oder Gott. Es sind Einbildungen wie „alle lügen mich an“, „niemand hat mich gern“, „alles ist meine Schuld, ich bin ein schlechter Mensch “ und viele andere. Somit gilt es als nächstes diese falschen Eindrücke wieder gerade zu biegen und die Wahrheit über sich, andere und Gott zu erkennen.

Die letzte grosse Hürde ist demjenigen zu vergeben, der einem etwas angetan hat. Klar, es geht nicht so einfach und schnell. Manchmal überschlagen sich die Gedanken und man möchte es beispielsweise dem Peiniger heimzahlen oder man hat das Gefühl das Recht zu haben, wütend auf den anderen zu sein. Auch dass die andere Partei sich (noch) nicht entschuldigt hat, kann einem von diesem letzten Schritt abhalten. Vergeben heisst weder das Vorkommnis zu vergessen noch gutzuheissen. Aber es ist notwendig, sich von dem zu trennen, was einem immer wieder fesseln und runterziehen will. Das Geschehene soll nicht länger das Leben der „geschädigten“ Person negativ beeinflussen.

 

Ich weiss, es ist leichter gesagt als getan. Es hört sich auch alles sehr theoretisch an und ich habe dieses grosse Thema auch nur angekratzt. Doch der biblisch fundierte Kurs öffnete vielen Einheimischen die Augen und sie konnten die Herausforderungen in ihrem Umfeld und auch in ihrem eigenen Leben besser einordnen. Sie (v.a. Pastoren inkl. Ehefrauen) dürften sich nun eher bereit fühlen, sich den anderen anzunehmen und sie in ihren Herausforderungen zu begleiten und unterstützen – körperlich, geistlich, aber auch seelisch.

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