Nacht- und Nebel-Aktion

Nur langsam kamen wir vorwärts. Und dies nicht nur weil es dunkel und neblig war. Den Umständen entsprechend waren die 20km/h aber gar nicht so schlecht. Denn es ging den Pass hinauf, dabei durch Strassenlöcher hindurch und zudem ein Auto, das wir abschleppten. Der Spruch „ziemer die Schissi hei“ passt da wieder glänzend.

Als gestern um halb 6 das Bürotelefon läutete, hätte ich nicht gedacht, dass ich in erst rund 7 Stunden wieder im Kassam sein werden würde. Der Einkäufer aus Lae war unterwegs von Lae ins Kassam, als der Wagen ein wenig mehr als auf halber Strecke liegen blieb. Da das entsprechende Auto sowieso für den Service im Mechworkshop angemeldet war, entschieden wir die Karre ins weiter entfernte Kassam zu ziehen anstelle zurück nach Lae. Später stellte sich heraus, dass das Auto bei einem Pothole massiv aufgeschlagen, dabei den Kühler und den Schlauch zerrissen und danach alles Kühlwasser verloren hatte. Ob der Motor grössere Schäden davon trug, wird sich erst zeigen, wenn wir uns dem Wagen annehmen.

Mit dem Sausi Ambulance Land Cruiser, beladen mit einer Eisenstange und einem Spannset (falls das mit der Stange nicht klappen sollte) und 2 Arbeitern und einem Lehrling machte ich mich auf den Weg. Es war bereits am Eindunkeln, was unsere Unternehmung nicht unterstützte. Ich war trotzdem zackig und doch bedacht unterwegs. Nach  knapp 2 Stunden kamen wir bei der Stelle an, an der das Auto stoppte. Wir machten uns nicht lange die Mühe, den Grund für die Panne herauszufinden. Denn in der Nacht ist nicht nur alles viel mühsamer, sondern auch gefährlicher, um sich für Reparaturen auf der Strasse aufzuhalten.
Zuerst montierten wir die Stange. Zum Abschleppen ging es so ziemlich gut, ausser wenn stark abgebremst werden musste. Auf gewissen Teilen der Strecke stellte es sich als ziemliche Herausforderung heraus die Strassenlöcher rechtzeitig zu sehen und einzuschätzen.  Da die Abschleppstange aus einem dünnwandigen Eisen gefertigt war, gab sie dann nach einer stärkeren Bremsung ihren Dienst auf und wir mussten auf das Spannset wechseln.

Was bei der Stange automatisch gegeben war, veränderte sich mit der Montage des Spannsets. Bei einer Bremsung ist keine schlüssige Verbindung zum Zugfahrzeug mehr gegeben, da dabei das Abschleppseil / Spannset durchhängt. So muss der Lenker des abzuschleppenden Fahrzeugs permanent auf der Hut sein und durch Bremsen eine permanente Seilspannung gewährleisten. Trotz der langjährigen Erfahrung war dies eine Herausforderung für den Mechaniker. Schlussendlich wechselte ich ins abzuschleppende Fahrzeug. Mit der Zeit entwickelten wir Zeichen für die Kommunikation untereinander.

Als den schlimmsten Teil der Strecke stellte sich wie erwartet der Kassampass heraus. Mit der Geländeuntersetzung und Allrad wurde ich langsam durch die Schlaglöcher hindurch den Berg hinauf gezogen. Durch die niedrigere Geschwindigkeit und das Bremsen nicht mehr notwendig war (da wir bergauf fuhren), stellte sich dies als körperlich leichter, für die Umfahrung der Strassenlöcher als schwierig dar. Es regnete und Nebel zog auf. Plötzlich nahmen die Leuchtkraft der Schweinwerfer und die Scheibenwischergeschwindigkeit merklich ab. Als wir zweidrittel des Passes zurückgelegt hatten, mussten wir anhalten und einen fliegenden Batteriewechsel machen. Dies bei laufendem Motor und mit nur 2 Wasserpumpen-Zangen. Danach ging es weiter. Oben auf der Passhöhe angekommen, ging die Strassenführung stetig wieder hinunter. Da bergab abschleppen schwierig und eher gefährlich ist, haben wir das abgeschleppte Fahrzeug abgehängt. Das defekte Auto einfach rollen zu lassen, war zwar nicht ungefährlich, jedoch liefen wir dabei nicht Gefahr, bei der Bergab-Fahrt zwei Fahrzeuge zu beschädigen. So steuerte ich ohne Bremskraftunterstützung den abgeschleppten Wagen zwischen den Potholes hindurch bis auf die Ebene. Dort wurde das Auto wieder angehängt und den restlichen Weg auf die Station abgeschleppt.

Über das Verhalten von Einheimischen haben wir uns während der Fahrt zwischendurch amüsiert. Denn auf unserem Weg wurden wir von insgesamt drei Personen an verschiedenen Orten angesprochen, ob sie nicht unser Fahrzeug für uns reparieren sollen. Vertrauenserweckend war vor allem, dass sie schon vom blossen Anschauen wussten, was defekt war. Das waren bestimmt richtige „Saveman“ (weise Männer / fachkundige Männer).

Um 0h30 kamen wir dann endlich wohlbehalten im Kassam an. Thank God! Das war wirklich mal wieder eine Nacht- und Nebel-Aktion.

 

Nun noch zu den Bildern… Zuerst eins davon wie es aussehen sollte und danach wie es unter dem abgeschleppten Auto aussieht.

 

 

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