Kämpfe

Dass es letzte Woche zu kriegerischen Kämpfen in der Nähe vom Yonki-See kam, haben einige schon mitbekommen.

Am 31.12.2021 wurde er zuletzt gesehen. Was an diesem Tag genau geschah, um das ranken sich verschiedene Geschichten. Fakt ist, dass der Vorarbeiter von Chregu, Nelson Tindu, an diesem verhängnisvollen Freitag durch Personen eines anderen Stammes ermordet wurde. Gefunden wurde der Leichnam erst am Samstag, 8.1. Nachdem ihm durch die Klingen von Bushknifes das Leben genommen wurde, warfen die Täter ihn in einen Wasserabfluss-Graben. Dies ereignete sich unweit vom Markt, aber doch so gut versteckt, dass der tote Körper erst später gefunden wurde.

Es war ein Rachemord. Etwas musste wieder gleichgestellt werden… Letztes Jahr verstarb Nelsons Bruder Robin. Obwohl es bekannt war, dass er oft über den Durst trank, wurde sein Tod von seinem Stamm als Mord deklariert. Genauer gesagt, jemand habe ihn vergiftet. Diese Aussage kommt leider immer häufiger vor. Stirbt jemand plötzlich, jung oder er ist einfach ein wichtiger Mann, dann kommt immer die Aussage „poison“ (Gift) ins Spiel. Nach Gesprächen zwischen unseren Pastoren und den Stammesangehörigen konnte der Vorwurf „Vergiftung“ beiseitegelegt werden. Als bei der Grabwache zwei Personen eines anderen Stammes sich dem Grab / Sarg näherten, war all dies vergessen. In den zwei Männern sahen die trauernden Wachen eine Gefahr. Dies hängt wohl mit ihrem animistischen Glauben zusammen. Kurzerhand wurden die fremden Männer getötet, in Säcke eingetütet, Steine mit hineingelegt und in den Yonki-See geworfen. Die Tat blieb nicht lange unbekannt. Sie wurden gefunden und, wie auch immer, einem Stamm zugeordnet. Seither waren die Leute vom K2 (Kamano oder so) auf Rache aus.

Die Bewohner von Akai lebten in Angst, da sie wussten, dass ein Vergeltungsschlag kommen würde. Als Nelson noch im KTC arbeitete, wurde er immer von Männern aus seinem Dorf Akai begleitet. Wachschutz.

Als Nelson dann am besagten Samstag gefunden wurde, wollten die Akai-Leute nun wiederum Rache an den Leuten von K2 nehmen. So begann der Kampf. Häuser wurden angezündet, die Männer bewaffneten sich mit Pfeil, Bogen und Speren. Als wir von der Station Kassam uns also ins Dorf Akai begaben, um unser Beileid und unsere Trauer über den Tod von Nelson auszudrücken, fuhren wir einem Schlammweg entlang. Links und rechts Kaffeesträucher, mit Pfeil und Bogen bewaffnete, junge Männer mit Lehm bemalt. Irgendwie unwirklich kam es einem vor. Und doch wurden wir aufmerksam gemustert. Die kurze Trauerfeier fand vor allem unter den Frauen statt, da die Männer sich in den Krieg begeben hatten. Trotz allem durften wir Gottes Wort auch in diese Situation hineinbringen. Wir wussten nicht, ob sie auf uns hören und die Waffen niederlegen würden. Als am nächsten Tag vermittelnde Gespräche zwischen den beiden Stämmen durch einen Pastor geführt wurde, einigten sich die beiden Seiten auf Waffenstillstand.

Als am nächsten Morgen früh, etwa 5 Uhr, ein Schuss fiel und einem jungen Mann ins Bein geschossen wurde, waren die Akai-Leute perplex. Sie verstanden die Welt nicht mehr. Schnell flohen die Frauen über die Hügelkette, einige Männer gingen mit ihnen. Die anderen Verteidigten ihr Hab und Gut. Dieses Mal wurden scharfe Geschütze von der Gegenseite aufgefahren. Die K2-Leute nennen sich auch Leute des Kampfes. Nicht umsonst. Sie kommen irgendwie an Gewehre heran, mit denen sie Kämpfe austragen. So hatte der Akai-Stamm das Nachsehen. Sie gaben sich jedoch nicht geschlagen. Ihre Häuser wurden angezündet, also machten sie das Gleiche mit den Häusern der K2-Leuten. Schüsse hallten im Tal wider, Männer heulten auf, Feuer knisterte, überall Rauch. Wir wussten wirklich nicht, wie das alles Enden sollte. Eine Stunde Frauengebet wurde einberufen. Nach diesem Tag, war es unheimlich still. Man wusste nicht, ob und wann es wieder losgehen würde. Holen die K2-Leute Munitionsnachschub? Was hatten die beiden Stämme im Sinn?

Heute Nachmittag durften wir vernehmen, dass die Stammesoberhäupter von Akai ein vermittelndes Gespräch möchten. Es kam wirklich überraschend und wir danken Gott, dass er dies so geführt hat und bitten, dass die Gespräche in den kommenden Tagen zustande kommen und zu einem guten Ausgang führen werden. All honor to God.

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