Hühnerprojekt

Ja, unser Hühnerprojekt geht noch ein wenig weiter. Es ist zwar eher aus einer Notwendigkeit heraus entstanden, dass bereits wieder Änderungen vorgenommen wurden.Da wir ja nun 6 Legehühner haben, wobei eine davon separiert lebt und die zwei Jüngsten noch keine Eier legen, war es absehbar, dass noch mehr Legenester her mussten. Wir sahen dies jedoch noch nicht als dringend an, denn die Damen vertrugen sich in dieser Hinsicht gut untereinander. Doch letzten Freitag hatte sich etwas ereignet, das uns freudig stimmte. Emma fängt wieder an zu brüten. Und das 13 Wochen nachdem sie das weisse Küken, Wilhelmine, ausgebrütet hat. Da bis jetzt nur einen Nistplatz vorhanden war, mussten wir schleunigst noch ein bis zwei andere kreieren. Somit war dies Programm vom Samstag. 

Chregu hatte sich bereits vorgängig Gedanken dazu gemacht, nämlich aus je einer alten, leeren 20-Liter-Kanne einen Nistplatz zu machen. Dies bietet eine simple Reinigungsmöglichkeit und ermöglicht einen einfachen Transport, wenn man die brütende Henne nicht gross stören, aber umplatzieren möchte. Damit wir in der eher schon kleinen Hühnerhütten-Box nicht noch mehr Platz verbrauchen mussten, entschieden wir uns, die Nistplätze ausserhalb der Box anzubringen. Chregu nahm Mass an drei 20-Liter-Kannen und konstruierte eine entsprechende Kiste. Er machte mit einem Nutenfräser steckbare Latten, längte ab und brachte alles von der Carpentry zum Chocolate-House. Dort fing er mit  zusammenzuschrauben und –leimen an.

Nachdem der Leim getrocknet war, zeichneten wir an der Hühnerbox ein, wo die zusätzliche Kiste angebracht würde. Damit die Hühner gut zu den neuen Legenäster laufen können, schnitten wir ein entsprechendes „Fensterchen“ aus. Zum Fräsen mussten wir Emma bereits das erste Mal umplatzieren. Gut, dass sie bereits in einer der Kannen war, so gab es kein grosses Drama. Wir setzten sie auf das Brett mit der Stange, wo sie sich erstaunlich ruhig verhielt. Denn beim Fräsen vibrierte und rumpelte die Hühnerbox, doch Emma schaute nur argwöhnisch dem zackig bewegenden Etwas zu, das ihren vorherigen Platz verunstaltete. Wir schraubten danach die Kiste inklusive Stützfüsse an der Hühnerbox an und passten ein zugeschnittenes Wellblech als Dach ein. Letzteres kann mit ein paar wenigen Handgriffen abgenommen werden und schon hat man die Oberseite der Kannen vor sich.

Danach war ich nur kurz weg, doch in dieser Zeit konnte Chregu etwas erstaunlichem zuschauen. Emma drehte einzelne Eier behutsam. Dank dem Internet fanden wir heraus, dass die Hennen dies machen, damit das heranwachsende Küken nicht an der inneren Eierhaut kleben bleibt, denn dadurch können Missbildungen entstehen. Einmal mehr staunten wir über die Schöpfung. Wieso weiss eine Henne eigentlich, was sie zu tun hat? Oder dass überhaupt aus einem Ei, das für unsere Augen aus Eiweiss und Eigelb besteht, ein kleines, lebendiges Küken entsteht? Und das in nur gerademal 21 Tagen. Einfach gewaltig faszinierend.

Nun mussten wir Emma wieder zurück zügeln. Wir hatten schon ziemlich Respekt davor. Man weiss nie, was passiert. Trotzdem musste sie nun an den vorgesehenen Platz. Chregu hob die Kanne vorsichtig an, schwenkte zur neuen Kiste und liess die Kanne langsam in die vorgesehene Öffnung hinab. Plötzlich durchzuckte die Kanne ein Ruck. Emma war herausgesprungen, hinein in die Hühnerbox und flatterte und gackerte aufgeregt. Trotz allem war es schlussendlich gut, dass sie raus ist. Chregu konnte so die Kanne besser hineinstellen, da es sich um Millimeterarbeit handelte.

Eigentlich wollten wir die brütende Henne ins Séparée verfrachten, damit sie Ruhe hat, auch wenn die Jungen geschlüpft sind. Doch wie bereits erwähnt, mussten wir Margo vom Hahn fernhalten und hatten nur diese Möglichkeit. So belassen wir Emma normal bei den anderen. Dies soll sogar bei der Integration der kleinen Küken helfen.  Die Hühner haben sich gut an die neuen Gegebenheiten gewöhnt und verwöhnen uns jetzt mit vielen, frischen Eiern.  

 

Nur einmal war Emma irgendwie zerstreut. Sie verliess ihr Nest mit den 11 Eiern kurz vor dem Mittag, um auf Nahrungssuche zu gehen. Hennen machen dies ein bis zweimal am Tag für etwa eine halbe Stunde. Ich hörte, wie sie auf ihrem „Landgang“ lauthals herumgackerte und kurz darauf hastig in der Box verschwand. Zuerst dachte ich, es hätte vielleicht mit einer Maus zu tun, die wir zuvor im Hühnergehege bereits ab und zu bemerkt hatten. Was das ausschlaggebende war, weiss ich bis heute nicht. Schnell ging ich zum Hühnerhaus und schaute hinein. Eine Maus war nicht in Sicht, doch mir fiel auf, dass Emma nicht mehr in der hintersten, sondern in der vordersten Kanne sass. Ich hatte zuvor ein Ei darin liegen sehen und einfach noch nicht „gepflückt“. Ich schüttelte den Kopf und sagte zu Emma, sie sitze im falschen Nest. Sie schaute mich lange regungslos an. Dann bewegte sich hin und her, machte sich auf dem Ei breit und schaute sich plötzlich richtig in dem Nest um. Sie stand leicht auf, drehte zuerst eine, dann eine zweite Runde und blickte auf dieses eine Ei hinab. Nun wird sie wohl raus kommen und sich nach dem richtigen Nest umsehen, dachte ich bei mir. Doch nichts dergleichen geschah. Nach der zweiten Runde machte sie sich wieder breit und setzte sich auf das einzelne Ei.

Ich war noch mitten im Kochen, deshalb hatte ich keine Zeit die Verwirrung aufzuklären. Als Chregu kam, informierte ich ihn davon. Er ging zum neu angebrachten Kasten, hob das Dach weg und schüttelte Emma sozusagen aus ihrem vermeintlichen Nest heraus. Nur widerwillig verliess sie den Nistplatz. Als sie auf dem Brett davor stand, sah sie plötzlich das mit Eiern gefüllte Nest und ging schnell darauf zu. Langsam stieg sie über die Eier, drehte sich um und wiegelte sich über den Eiern in eine wohl bequeme Pose. Ente gut, alles gut. Ah ja, es sind ja Hühner 😉

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