Independence Day

Am 16. September feierte Papua New Guinea 45 Jahre Unabhängigkeit. An diesem Tag hatte natürlich jeder Mann / jede Frau frei. Da die Neuguinesen sehr patriotisch sind, wurde in den Schulen der Nationalfeiertag am 15. September vorgefeiert. Da der Religionsunterricht seit zwei Wochen wieder in den Stundenplan aufgenommen wurde, waren wir LehrerInnen an diesem Tag ebenfalls anwesend. Pro Klasse reihten sich die Schüler um ein abgestecktes Rechteck auf.

Nach der Begrüssung durften zwei Taubstumme die Fahne hissen – die Landesflagge und die Provinzfahne, in unserem Falle die des Eastern Highlands. Währenddessen sangen alle anderen die Nationalhymne. Und wirklich alle! Wie ihr am Ende des Videos sehen könnt, „sang“ auch die Klasse der Taubstummen in Zeichensprache mit (rechts, erste Reihe).

Sorry, das Video schaut sich am besten auf einem mobilen Gerät…

Ich und die anderen Religionslehrer waren nicht nur wegen der Feierlichkeit selbst anwesend, sondern wir hatten einen Beitrag für die Schüler geplant. Tage zuvor hatten wir geübt, mehr oder weniger vollzählig… Auf jeden Fall hatte man mich und das Housegirl von Annina, das ebenfalls mithalf, informiert, die Feierlichkeiten würden um 10.00 Uhr beginnen. Gut hatte Annina von ihrem Haus aus einen guten Blick auf das Schulgelände. So konnte sie mich informieren, wenn sich die Schüler wirklich auf dem Platz versammelten und anfingen, sich in Reihen aufzustellen. Etwa 10.25 Uhr rief sie mich an und erteilte mir das Go. 10.28 Uhr lief ich auf der Strasse in Richtung Schule und traf dort auf die Klassenlehrerin der 8. Klasse. Sie sagte mir auf ihr Natel schauend, dass der Start der Feierlichkeiten auf 10.30 Uhr angesetzt wurde. Ich dachte, gut so, dann muss ich nicht allzu lange warten. In diesem Moment hatte ich mich zu früh gefreut. Auf dem Schulgelände beim Versammlungsplatz ankommend sah ich weder alle Klassen aufgereiht noch die anderen ReligionslehrerInnen. Die Klassenlehrerin und ich setzten uns in der Nähe hin, warteten und redeten. Sie erzählte mir, dass sich die Leute je nach Provinz und Region stylten. So gab es solche, die lose Federn im Haar trugen und solche, die mehrere zu einer Art Stirnband gefertigt hatten. Jene, die eher aus der Meergegend stammen, tragen oft Schmuck aus Muscheln. Diejenigen, die eher aus einer Buschregion kommen, erarbeiten sich Ketten und anderes aus Zähnen. Dazu verwenden sie wahrscheinlich vor allem Schweinezähne.  Auch die Farben und Muster im Gesicht unterscheiden sich von Region zu Region. Viele hatten sich aber auch Dinge wie kleine Fahnen, patriotischen Kopfschmuck und PNG-T-Shirts gekauft. Mit jeder individuell ausgerüsteten Person ergab sich ein tolles Gesamtbild.

Um 10.50 Uhr begannen sich die Schüler schön aufzureihen und ich sah dann doch noch die anderen ReligionslehrerInnen kommen. Nur Janet, das Housegirl von Annina, war nicht mit ihnen. Dabei waren wir zusammen in einer Gruppe und ich möchte unser „Versli“ nicht alleine aufsagen. Plötzlich sah ich sie von weitem zur Schule eilen. Bei mir angekommen sagte sie mir, dass sie mich überall gesucht habe. Wir konnten nicht mehr weiterreden, da die Zeremonie gerade begann. Das ganze kam mir aber sehr seltsam vor und innerlich Schüttelte ich den Kopf. Dann heisst es 10.00 Uhr sollen wir ReligionslehrerInnen bei der Schule bereit stehen und ich, die um 10.30 Uhr noch zu früh war, werde gesucht?

Unser Beitrag verlief, neben dem zwischendurch quietschenden Mikrophon,  ohne Zwischenfälle und ich konnte um 12.05 Uhr schnell ablaufen, damit zum Mittagessen noch was auf den Tisch kam.

 

***

Auf der Station begann der Nationalfeiertag um 6.00 Uhr mit Morgengebet und  der nochmaligen Aufführung des Beitrags der ReligionslehrerInnen. Darüber hatte ich am Abend zuvor übrigens zufällig erfahren.

Für den Tag selber wurde ein Basket- und Volleyball-Turnier organisiert, das im Verlaufe des Morgens auf dem Sportplatz der Schule startete. Auch für die Kinder war gesorgt. Sie durften sich unter anderem im Seilziehen und Sackhüpfen messen.  Während dem die Kleineren also beschäftigt waren, setzten sich die Erwachsenen ans Spielfeld. Die Frauenteams starteten mit dem Basketballturnier, die Männer mit dem Volleyball. Entsprechend sassen die Zuschauenden an die Spielfelder. Ich war überrascht, wie sich die Teams aus verschiedenen Altersgruppen zusammensetzten. Und sogar zwei Schwangere, davon eine Hochschwanger, machten beim Basketball mit. Da es pro Gruppe sowieso immer zu viele Teilnehmer hatte, war die Teamaufstellung immer unterschiedlich. Dies ermöglichte es mir, je eine Halbzeit beim Basket- und eine beim Volleyball mitzuspielen. Beim Basketball hätten sie mich wahrscheinlich nur wieder mitspielen lassen, weil ich Missionarin bin 😉 Die Leute sind nämlich seeehr ehrgeizig und mein Können im Basketball hielt sich in Grenzen. Als sie mich also für das nächste Spiel fragten, sagte ich, ich lasse gerne jemand anderem die Chance und schaue gerne noch ein wenig zu. Gegen 15.00 Uhr gab es eine grössere Spielpause, während der sich Gross und Klein mit Buns (Brötchen) und roten Würsten verpflegen konnten. Bei dieser Gelegenheit verabschiedete ich mich und lief zum Haus. Zum Abendessen hatten wir Bergmanns und die Ferienleute aus Lae zum Pizzaessen eingeladen. So liessen wir den freien Tag gemeinsam ausklingen.

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