s Lusmeitschi

Angefangen haben wir mit  zwei schwarzen Hühnern – 1 Hahn (Friedu) und 1 Henne (Emma). Als wir also von To’okena zurückkamen, hatten wir ein kleines Küken dabei und mussten zudem feststellen, dass Emma sich mitten im Brüten befand. Das kleine Lusmeitschi konnten wir aufgrund der grossen Maschen des Zauns noch nicht bei den anderen Hühnern eingliedern. Auch dass Emma selber am Brüten war, hielt uns vorläufig von diesem Schritt ab. So richteten wir in unserem Haus eine Holzbox mit Heu ein. Als Chregu das Nest, mit der Öffnung nach oben, als fertig erachtete, fragte ich ihn, ob das kleine denn nicht schon fliegen könne und man ein Stück vom Zaun auf die Holzbox legen sollte. Er meinte, sie sei noch zu klein dafür und er werde später etwas als „Abdeckung“ bringen. Chregu war schon fast bei der Haustür angekommen, als ein kurzes Flattern ertönte und das kleine Küken auf dem Rand der Box Platz nahm und sich neugierig umsah.  Ein wenig erschrocken war ich schon, da ich nach Chregu’s Aussage nicht damit gerechnet hatte. Jetzt war endgültig klar, dass wir ein Hindernis anbringen mussten. Kurz darauf kam Chregu mit einem Stück des schon für das Gehege verwendeten Zauns zurück und montierte es auf die Kiste. Ich fand, dass die Löcher ja noch zu gross seien und dieser Draht das Küken nicht vom Ausbrechen abhalten würde. Chregu setzte den kleinen Federbausch wieder in die Kiste und beruhigte mich, indem er sagte, dass das sicher genügen wird. Schliesslich sieht das Kleine nun ein Hindernis und flattert bestimmt nicht hoch und zwängt sich durch den Maschendraht. Ihr könnt euch denken, was bald darauf geschah… Das Küken flatterte hoch, krallte sich am Draht fest und schwang sich durch eines der Löcher. Sie ist halt neugierig und möchte gerne mehr Freiheit haben.

Chregu hatte vor nicht allzu langer Zeit ein Netz zum Einzäunen von Vögeln online gekauft. Kurzerhand schnitt er nun von diesem grünen, engmaschigeren Netz ein Stück ab und brachte es über dem Maschendrahtstück an. Nun sollte es also endgültig reichen. Für den Rest des Tages hatte ich tatsächlich Ruhe. Am Abend schaffte es das Küken doch: Sie flatterte wieder hoch, hielt sich mit den Klauen an einem Draht fest, schwang sich irgendwie hoch und befand sich nun zwischen dem grünen Netz und dem Maschendrahtzaun. Als würde sie geduckt durch einen Tunnel laufen, machte sie Schritt für Schritt bis sie am Ende des Netzes und somit auch am oberen Rand der Holzkiste ankam. Da Chregu gerade neben der Kiste in einem Sessel sass, konnte er den Pipmatz jedoch gleich in Empfang nehmen und es durfte auf „direktem Weg ins Gefängnis“ zurück. Wir hätten wirklich nicht gedacht, dass sie dies schaffen würde. Durch diese Begebenheiten erhielt das fedrige „Hämpflein“ den Namen Lusmeitschi 😉

Das Lusmeitschi fühlte sich sichtlich wohl bei uns. Vor allem wenn es im Haus herumlaufen und –flattern durfte oder sich im Karton neben der Box befindenden Erdhaufen suhlen konnte. Wir kochten Reis und Kartoffeln, damit das Kleine weiches Futter hatte. Abends machten wir ihr aus einer Petflasche eine Bettflasche, wickelten ein Tuch darum und platzierten das Lusmeitschi daneben. So konnten wir wenigstens ein bisschen die Körperwärme einer Henne simulieren. Geschlüpft war die Kleine mit ca. 7 anderen, weshalb wir am ständigen Pipsen annahmen, dass das Lusmeitschi sich in der Kiste alleine fühlte. Wir machten uns Gedanken darum und kamen auf eine gute Idee. Im Keller hatte ich einen Spiegel gefunden, den ich holte und in die Box stellte. Von nun an verbrachte das Lusmeitschi viele herzige Minuten vor dem Spiegel. Sie pipste und pickte ihn an, lief langsam darauf zu und wieder weg, legte sich davor nieder und schmiegte sich daran.

 

Am Anfang schlief sie gerne in den warmen Händen von Chregu ein. Doch je grösser das Lusmeitschi wurde, desto mehr wollte sie nicht mehr festgehalten werden. Sie flatterte gerne von der Hand auf den Boden runter und ging dann ihre eigenen Wege. Oder sie lief einfach von der Hand her den Arm entlang, bis sie schlussendlich auf der Schulter ankam. Dann pickte sie einem ins Ohr und lief manchmal noch weiter zum Nacken und dann zur anderen Schulter. Ja, den Überblick hat sie gerne.

 

Nach ca. 6 Wochen bauten wir ein kleines Gehege aus Holzlatten, welche wir mit dem grünen, feinmaschigen Netz bespannten. Das Gehege stellten wir direkt neben das grosse Hühnergehege. So konnten wir das Lusmeitschi langsam an die anderen drei Hühner gewöhnen. Ja, mittlerweile war auch das Kleine von Emma ausgebrütet und lief draussen herum. Dieser Entscheid half auch, dass wir Kassam verlassen konnten, ohne dass jemand anderes unser Lusmeitschi ins Haus nehmen musste.

In der ersten Nacht die das Lusmeitschi alleine draussen in ihrem neuen, vorübergehenden Zuhause verbrachte regnete und gewitterte es heftig. An diesem Abend hatte uns dieser Entscheid schon ein wenig leidgetan. Ihr Piepsen hörten wir zwischen den Ruhephasen immer wieder. Doch irgendwann schlief sie dann doch ein und wir konnten uns ebenfalls beruhigt ins Schlafzimmer verziehen.

 

 

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