Strom selber herstellen ist nicht schwer?

In Papua New Guinea ist die Welt aus eurer Sicht auf dem Kopf, so auch die Strompreise. Es gibt hier kein Hoch- und Niedertarif und auch kein Netzzuschlag. Hier wird fix nach kW/h bezahlt oder auch per Prepaid vorausbezahlt und aufgeladen. Wieso ist der Strompreis auf dem Kopf? Nun ja, es gibt den Haushaltspreis der der 72t (toea) per kW/h kostet und den Industriepreis der K 1.03 per kW/h beträgt. Also welche viel verbrauchen, bezahlen noch mehr. Verkehrte Welt. Nun da wir im KTC jährliche Stromkosten von durchschnittlich K 33’000.- haben und sich keine Verringerung abzeichnet, der Bedarf wird tendenziell eher steigen in Zukunft, überlegten wir, wie wir dies etwas abdämpfen können. In Lae war schon eine Solaranlage installiert, welche sich sehr gut einbringt und gute Ergänzung liefert und so die Kosten senkt.

Im Mai 21 begann ich dann mit der Sondierung, ob sich dies bei uns im KTC auch lohnen würde. Wir standen mit der CRMF, eine Organisation, welche in die MAF integriert ist, in Kontakt und machten Messungen und berechneten das Ganze. Schlussendlich brachten wir dann den Kostenvoranschlag im August 21 vor das nationale Betriebskomitee, welches dieses dann für das darauffolgende Budgetjahr 21/22 bewilligte. Daraufhin konnte der Auftrag erteilt werden. Das Material wurde in Australien bestellt und Mitte Mai 22 geliefert. Mitte Juni kamen dann die Mitarbeiter der CRMF für die Installation der Solaranlage. Sie montierten den Inverter, verlegten die Kabel aufs Dach und die ganze Energieregelungselektronik im Generatorhaus, welches auch als Hauptstromverteiler fungiert. Für die Montage der Paneele wurde zuerst ein Aluminium-Reling, welches sauber ausnivelliert wurde, ins Dachgebälk verankert, danach die Paneelen darauf installiert. Die ganze Installation dauerte 2 Wochen.

Parallel dazu wurde das in die Jahre gekommene Sicherungsbrett des MWS durch Timon, einem Volontär, etwas sicherer und auf einen aktuelleren Standard vorbereitet und neu aufgebaut. Es wurden neue Sicherungen und auch FI-Schalter eingebaut. Das Ganze nicht mehr in der Freibauweise sondern nun in einem Metallschrank, so dass es geschützt ist, wenn mal was passieren sollte. Es sieht sicher noch nicht ganz so aus, wie es in Europa der Standard wäre. Wir unterliegen hier jedoch auch den Australischen Gesetzen in Sachen Strom, welche für mich manchmal auch sonderbar sind, jedoch funktioniert es.

An einem Samstag dann, als niemand arbeitete, nutzten wir die Gelegenheit und entfernten das alte Brett und installierten das neue. Da alles vorinstalliert war, mussten nur noch die Kabel wieder angeschlossen werden, so dass wir schon gegen 14 Uhr mit der Montage fertig waren.

Als dann die Installation des Solars fertig war und alle notwendigen Programmierungen gemacht waren, wurde um den neuen Stromverteiler und Solarinverter noch etwas verkleidet, so dass es etwas gegen Staub und Beschädigung geschützt ist. Da der Platz sehr beschränkt ist und eine normale Tür nur gestört hätte, hatte ich die Zimmersleute gebeten eine Schiebetür, die in die Wand verschwindet, zu verbauen. Mit diesem Wunsch waren sie dann etwas überfordert und es brauchte etwas mehr Überzeugung und Mithilfe von meiner Seite. Als sie dann das Ergebnis sahen, waren sie auch begeistert. Auch die Scheibe, welche sie einbauen mussten, sind super. So kann nun ohne zu öffnen direkt der Status der Strom-Produktion kontrolliert werden.

Unsere Anlage verfügt über einen 25KW Inverter der von nominalen 29.6KW Photovoltaik Paneelen versorgt wird. Die ganze Anlage wird von einem Datenmanager mit Energy Meter mit der im Inverter integrierten Steuerung betrieben. Da unsere Stromversorgung ziemliche Auf und Ab’s hat, zeitweise haben wir 210Volt und dann später wieder 270Volt oder sogar mehr, mussten die Grenzen ziemlich weit auseinander gesteckt werden. Dies wurde seit der Installation nach und nach optimiert. Rückblickend auf nun schon 9 Monate konnten wir im Schnitt schon 43% selber produzieren. Anfangs hatten wir auch noch ziemlichen Verbrauch in der Nacht, da die Wasserpumpen nur über Füllstand geregelt wurden. Dies haben wir jedoch noch mit zusätzlichen Zeitschaltuhren gelöst, damit nur noch tagsüber gepumpt wird, wenn auch Sonne vorhanden ist und wir den «gratis» Strom verwenden können. Es gibt momentan noch ein paar kleinere Probleme, welche wir in Abklärung mit CRMF und dem Hersteller SMA stehen, um gemeinsam zu versuchen sie zu beheben. Danach sollte der Eigenproduktion die 50%-Marke zu übersteigen, nichts mehr im Wege stehen.

Leider dürfen wir per Gesetz nicht ins Stromnetz einspeisen und nur für den Eigengebrauch herstellen, sonst könnten wir noch viel mehr herausholen. Gerade auch an den Wochenenden, wenn der Betrieb im KTC nicht läuft und nur die Wasserpumpen in Betrieb sind, ist dann halt die Anlage leider fast nutzlos. Gerade vorletzte Woche stand in der Zeitung, dass eine Firma in Lae die lokale Versorgungsfirma (PNG Power) anklagt, da diese sehr unzuverlässig Strom liefert und sie somit sehr viel Diesel für ihre Generatoren verbraucht habe. Zudem dass PNG Power es auch verhindern will, dass Solaranlagen gebaut werden. Da hier die Sonne das ganze Jahr in etwa gleich beständig scheint, könnten diese sogar zu einer Netz-Stabilisierung führen. Hoffen wir, dass die Regierung in diesen Angelegenheiten auch etwas mithilft und die Einspeisung möglich gemacht wird.

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