To’okena Tag 5

Am Freitagmorgen machten wir uns gegen 8 Uhr auf den Weg zum Generator. Chregu konnte am Tag zuvor noch Öl auffüllen und liess ihn ca. 2 Stunden laufen, nun wollte er schauen, ob sich am Ölstand etwas verändert hatte.

Als wir uns also auf den Weg zum Generatorhäuschen machten, kamen wir am Haus von Pastor Ape vorbei. Dort sah ich seine Frau im Garten arbeiten und bot spontan meine Hilfe an. Nachdem ich ihr ein paar Mal versichert hatte, dass ich ihr wirklich helfen möchte, holte sie einen zweiten Spaten und wir gruben das eine Beet um. Sie hatte zuvor Kaukau gepflanzt. Manchmal kamen beim Umstechen noch ein paar hervor oder man hatte plötzlich einen halben auf der Schaufel. Wir sammelten diese auf der Seite des Beets. Sie werden später als Schweinefutter dienen. So wie ich verstanden habe, wird die Pastorenfrau Uape (ja, der Name ist seeehr ähnlich wie der ihres Mannes) Erdnüsse pflanzen. Diese lockern den Boden auf, was das Pflanzen und Gedeihen des nachfolgenden Gemüses positiv beeinflusst. Um Kaukau zu pflanzen gibt es die einfache Variante, welche vor allem Personen aufgrund ihres Alters bevorzugen. Man nimmt 3 Blätter der Kaukau-Staude und pflanzt sie direkt in den umgehackten Boden. Die meisten machen jedoch Kaukau-Mountains. Zuerst wird Erde zu einem Hügel angehäuft und darin dann zwei bis drei Blätter der Kaukau-Staude leicht schräg hineingesteckt. Interessant wie fruchtbar der Boden hier ist. Oftmals reichen Blätter einer Pflanze aus, um neues wachsen zu lassen.

Kurz bevor wir fertig waren, kam Chregu wieder am Garten vorbei und informierte uns, dass er den Generator testen wird. Dazu wird er eine Schleifsession einleiten. Jeder von der Station, der etwas zum Schleifen habe, könne es zum Haus vom Senior Pastor bringen. Danach trottete er in diese Richtung ab. Als wir also fertig waren mit dem Umstechen des Beets,  schickte mich Uape bereits voraus. Sie komme dann mit ihren Sachen nach.

Beim Haus des Senior Pastors traf ich bereits eine Menge Schaulustiger an. Viele gingen und kamen kurz darauf beladen mit stupfen Buschmessern oder anderem wieder. Nicht nur Leute der Station waren auf Chregu‘s Aktion aufmerksam geworden. Auch Personen von der Strasse hielten an und beobachteten das Ganze vom Zaun aus.

Die Schleif-Session dauerte in etwa 2 Stunden. Mir wurde wieder ein Stuhl gebracht, den ich wider Willen annahm und mich darauf setzte. Leider fing es plötzlich an zu regnen und Chregu musste seine Arbeit in den Keller des Hauses verschieben. Ich wurde ins Haus dirigiert und nach einem kurzen Gespräch mit der einen Tochter des Senior Pastors, die gerade das Haus reinigte, wurde ich in den hinteren Teil des Hauses gebeten. Mir wurde eine Nähmaschine gezeigt, die nicht mehr so funktionierte, wie sie sollte. Zuerst dachte ich, was soll ich hier ausrichten? Das ist doch das Metier von Chregu. Trotzdem setzte ich mich hin und schaute, was ich tun konnte. Der Stoff wurde nicht richtig voran geschoben, was eines der vielen Dinge war, die das korrekte Funktionieren der Nähmaschine behinderte. Mir wurde Werkzeug angeboten, damit ich das entsprechende Teil öffnen konnte. Chregu wären die Haare zu Berge gestanden, hätte er diesen Schraubenzieher gesehen. Ich versuchte es damit und es gelang mir auch die Platte wegzunehmen. Doch das Anziehen der losen Schrauben, welche wahrscheinlich die Hauptursache darstellten, war nicht möglich. Nachdem ich in unserem vorübergehenden Zuhause intaktes und sauberes  Werkzeug holte, war mein Vorhaben nicht mehr schwer auszuführen. Da die Nähmaschine noch mehr als ein Problem aufwies und mir die nötigen Ersatzteile und vor allem auch die entsprechende Kenntnisse fehlten, musste ich die erwartungsvollen Gesichter enttäuschen. Auch als Chregu kurz danach ins Zimmer kam, kam er zum selben Entschluss.

Die spätere Kontrolle beim Generator ergab, dass der Ölstand wieder gestiegen war, obwohl dieser eigentlich hätte sinken müssen. Da der Motor eine klare Botschaft gibt, wenn er läuft – eine bläuliche Abgaswolke, ergo er verbrennt Öl. Nun war klar, dass da nochmals geschaut werden musste. Chregu entfernte nochmals die Ventildeckel und kontrollierte die vorige Stelle, die jedoch nun trocken war. Also wurde nun noch der Deckel, hinter dem die Pumpen-Elemente eingebaut sind, entfernt und das ganze Leitungs- und Einspritzsystem mit Bremsreiniger sozusagen trocken gelegt. Dies nahm ca. 2 Stunden in Anspruch und danach wurde es schon dämmerig, was nicht schlimm war, denn jetzt hiess es ohnehin warten bis morgen, da die Leckage nicht sonderlich gross war.

 

Gegen 15.30 Uhr gesellte ich mich zu Uape, die vor ihrem Haus stand. Sie hatte mir von Eibica erzählt, ein Kumu das sie vor allem im Jimbu essen. Da sie dort lebten, bevor sie in To’okena eingeteilt wurden,  haben sie einige Pflanzen mitgenommen und sie nun in ihrem Garten gepflanzt. Sie zeigte mir, welches die Pflanze ist, von der die Rede war. Gemeinsam sammelten wir, soviel wir wollten und gingen danach ins Haus. Dort wurde erst einmal Feuer gemacht. Nun trennten wir jeweils die Blätter vom Stängel und legten das blättrige Grün in eine grosse Pfanne mit Wasser. Ins Wasser wurde noch Öl hinzugegeben, ein wenig umgerührt und sobald das Feuer heiss genug war, stellte Uape die Pfanne auf den Rost über dem Feuer. Während des Vorbereitens, aber auch jetzt vor dem Feuer sitzend, erzählte mir die Pastorenfrau von einigen Erlebnissen, die sie gemacht hatte. Zwischendurch hob Uape den Pfannendeckel hoch und durchmischte den Inhalt gut, damit er nicht anbrannte.

Einige Zeit später gesellte sich Pastor Ape dazu. Er freute sich, mich mit seiner Frau in ihrem Haus zu sehen und dass ich lernen wollte, wie sie kochen. Auch die Kinder versammelten sich im Raum, welcher die Küche und den Essplatz umfasste. Ein Bettgestell befand sich vis à vis des kleinen Tisches, worauf es sich die Tochter Tabitha und die Zwillinge, John & Paul gemütlich machten und den Geschichten lauschten, die ihre Eltern erzählten. Kurze Zeit später stiess Chregu zu uns. Genau richtig fürs Znacht. Das Pastorenehepaar fragte uns, ob wir in unserem Haus essen und danach wieder kommen möchten. In der Hoffnung, dass wir uns damit nicht aufdrängen und sie sich unbehaglich fühlen würden, fragte ich, ob wir nicht gemeinsam essen können. Nach einer kurzen Pause erklärten sie sich einverstanden. Tabitha brachte uns darauf ein Teller mit drei gekochten Kaukaus, welche wir zu unserem Eibica-Kumu essen konnten. Für die eigene Familie hatte Tabitha im Haus Kuk (speziell zum Kochen gebautes Haus) eine grosse Pfanne mit Kumu und Kaukau gekocht. Riesige Portionen wurden an jedes Familienmitglied verteilt. Wir waren froh, konnten wir unsere Mahlzeit selber portionieren. Es wurde ein schöner und spannender Abend. Vor allem das Pastorenehepaar erzählte aus ihrem Erleben, doch auch wir schilderten Gegebenheiten aus der Schweiz. Auch über das Ergehen einiger Missionare wurden wir befragt, die vor einiger Zeit in PNG gewesen waren. Um 21.00 Uhr machten wir uns dann auf den Rückweg.

Chregu’s Fazit zu diesem Tag war: 25 Buschmesser, 5 Eisenspaten,  5 Spaten und 10 Bieli haben heute einen neuen Schliff erhalten. Und am Montag kommen nochmals einige dazu. Denn der Andrang war so gross, dass er kurzerhand für Montag nochmals eine Schleif-Session ansagte.   

 

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