To’okena Tag 6

Am nächsten Morgen gingen Chregu und ich wieder zum Generatorhaus, um zu schauen, ob sich nun die Leckage offenbaren tue. Und siehe da bei der einen Einspritzdüse war, oben bei dem Deckel unter dem die Einspritzdruck-Einstellschraube sitzt, ein kleines Leck. Nun hiess es die Klemmbrücke zu entfernen und den Deckel zu lösen. In dem Deckel sitzt ein Gummizapfen der mit der Zeit seine Elastizität verliert und zu lecken beginnen kann. Um dies wieder abzudichten, braucht es eigentlich nur einen neuen Zapfen und fertig ist die Reparatur. …wenn denn einer vorhanden wäre. Also musste man auch hier mit Geduld und Silicon arbeiten, alle Teile reinigen und anschliessend mit dem Gummizapfen und Silikon (nicht sparsam sein) wieder zusammen bauen. Da nun übermässig viel Silikon verwendet wurde, muss auch etwas mehr Zeit (normalerweise benötigt 1mm Silicon 24h zum durchtrocknen) für die Trocknungsphase eingerechnet werden und so blieb der Geni übers Weekend wieder still und wartete bis Montag für den nächsten Testlauf.

Danach ging es wieder zum Rasenmäher von Pastor Ape, um das neue Messer einzubauen. Er hatte gestern, als er in Kainantu war, noch ein neues Messer gekauft und auch die Schraube dazu. Er war dann jedoch unsicher, ob es nun das richtige sei. Dieses einzusetzen war eigentlich eine kurze Sache.

 

 

Rechts in Rot: Pastor Ape. Links in Grün: Titus, der Senior Pastor.

Danach testen wir den Rasenmäher, ob die Vibrationen nun weg waren. Oh Wunder, oder doch nicht? Die Vibrationen waren bis auf ein geringes Rütteln verschwunden und der Mäher blieb sogar an Ort und Stelle, ohne dass jemand ihn festhalten musste. Nun war der Tatendrang des Pastors den Rasen zu mähen so gross, dass wir ihn den ganzen Tag nur noch am Rasenmähen sahen und wir wurden ins Haus zurück geschickt.  Wir fragten zuvor nochmals, so dass es für uns schon eher ins bedrängende und  unhöfliche ging, wann wir nun einmal die Dorfgemeinschaften, um die Station anschauen würden. Nach langem Zögern der beiden Pastoren willigte Titus, der Senior Pastor, ein, uns nach dem Mittag durch To’okena 2 zu führen.

 

Am Nachmittag um 13.00 Uhr warteten wir beim Haus des Senior Pastors, damit er uns durch To’okena 2 begleitete. Oberhalb unseres Hauses, am Hang befindet sich To’okena 1 und unterhalb der Station, den Hang hinunter, befindet sich das sogenannte To’okena 2. Zuerst liefen wir zum Haus des Dekans, welcher einige Baumaschinen auf dem Platz vor seinem Haus beherbergt. Die Strasse soll von To’okena bis weiter nach Oraura und wahrscheinlich noch weiter das Tal hinunter verbessert oder wiederhergestellt werden. Dafür wurde vom Staat 14 Mio. Kina zugesprochen.

Hinter dem Anwesen des Dekans wurde gerade ein neues Haus gebaut. Nachdem ich ein Foto des halbfertigen Baus gemacht hatte, kamen drei Einheimische und posierten auf dem Dach.

Danach erklärten sie, wie sie als nächstes vorgehen. Danach wurden wir vom Senior Pastor auf die andere Seite der Strasse geführt, wo wir ältere und neuere Häuser begutachteten. Früher hatten sie weniger Pitpit auf die Dächer getan und die geflochtenen Wände aus Pitpit oder Bambus machten sie nur für im Innern. Für aussen verwendeten sie ein paar Holzbretter, welche das Gerüst des Hauses sichtbar machen. Bei den neueren Häusern sieht man eine geflochtene Wand sowohl innen als auch aussen. In den Ecken stehen Holzpfosten.

Der Senior Pastor führte uns weiter. An einer Stelle musste ich einfach ein Foto machen, das die Weite des Tals und die Schönheit und Vielfalt des Landes nur ein klein wenig erahnen lässt.

Bei der nächsten Dorfgemeinschaft sahen wir von weitem eine Maschine stehen, die den Kaffee von seiner roten Beere trennt.

Oben werden die Beeren hineingeschüttet. Ein Rad ist von aussen an der Maschine angebracht, damit die Walze im Innern der Maschine gedreht werden kann. Heraus kommt sowohl die Kaffeebohne als auch das übrige der roten Beere, welches, soweit wir wissen, nicht weiterverwendet wird. Die Bohnen werden danach gewaschen und auf Blachen an der Sonne getrocknet. Auf die Frage wie lange die Kaffeebohnen vor uns auf dem Boden noch brauchen, bis sie trocken sind, wurde uns geantwortet: drei Sonnen. Also drei ganze Sonnentage. Mit dieser Aussage erhielten wir wieder Einblick in ihr Denken und Kultur. Auch wenn es uns sehr speziell erscheint, ist die Aussage doch sehr spezifisch. Was nützt ihnen, wenn sie sagen eine Woche? Wenn es in dieser einen Woche nur regnet, stimmt ihre Aussage ja nicht. So ist es mit drei Sonnentagen doch ganz klar. Auch wenn sich diese über eine Woche verteilen oder direkt hintereinander stattfinden. Eine ältere Frau hatte sich in meine Nähe begeben und streichelte nun durch mein Haar. Es war ein richtig komisches Gefühl, aber ich liess sie ihre Neugierde stillen. Als die anderen Leute ringsum es bemerkten und anfingen zu lachen, zog sie sich verlegen zurück.

Die eine Frau aus dieser Dorfgemeinschaft holte einige Dinge aus ihrem Haus, welche die Leute dieser Gegend früher angezogen oder verwendet haben. Zwei ältere Frauen waren unter der Menschenmenge, die um uns herumstanden. Sie deuteten uns, dass sie früher diese Röcke aus getrocknetem Gras, welches ähnlich wie Schnittlauch aussieht, aber grösser und ein wenig Dicker ist, getragen haben. Leider wissen wir nicht mehr, wie sie diesen hohlen Grashalmen sagen. Heute tragen sowohl Jung als auch Alt Jupes und Shirts aus Stoff. Für einen solchen Jupe der „lapun“ (älteren) Leute zu machen, forderte es gute Handarbeit. Zuerst musste natürlich diese spezielle Art von Gras geschnitten werden. Danach wurde es mit einem flachen Stein bearbeitet, damit der Saft aus dem grünen Gras herausgepresst werden konnte. Nach einem kurzen Waschgang am Fluss musste es an der Sonne getrocknet werden. Ich weiss nicht, wie viele Sonnentage es benötigte, bis das trockene Gras weiter verwendet wurde. Büschelweise wurden nun die trockenen Gräser aneinander gereiht und mit einem Faden, der aus Baumrinde angefertigt wurde, wie vernäht. Und stellt euch vor, einen solchen Rock trugen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer. Bei den Männern deckte er jedoch nur die Vorderseite und Rückseite ab. Für sogenannte Singsing (Feste mit Tänzen und Gesang) trugen sie sowohl solche Röcke als auch einen Kopfschmuck. Dieser bestand aus einem Vogel mit langen Schwanzfedern. Dazu hielten die Frauen einen Büschel getrockneten Pitpits oder ähnlichem in der Hand (sorry, keine Ahnung wie sie das nennen), welchen der Ehemann der Frau packen und halten musste. So war allen Leuten immer klar, wer zu wem gehörte.

Auch Pfeilbogen und Speere hatten sie, welche sie natürlich selber herstellten. Meistens wurde Holz oder Rinde verwendet. So auch für die Herstellung eines Bilums. Die Rinde eines Baumes wurde weichgeklopft und weiter bearbeitet, bis sie sich eine Schnur daraus drehen konnten. Je nach Baumrinde wurde die Schnur eher rötlich oder beige. Eventuell gibt es auch noch andere Farben. Spannend wie sich die Leute dazumal zu helfen wussten und aus was sie kunstvoll Dinge herstellten.

Auf dem Weg zu den weiteren Dorfteilen wurden wir von einem Haufen Kinder begleitet. Sie getrauten sich nicht, uns anzufassen. Doch als wir beim „Sumpf“, wo sie das schnittlauchähnliche Gras schneiden, anhielten, machten sich die Kinder einen Spass daraus, wer von ihnen es schaffte, meine Haare zu berühren. Naja, berühren wäre ja noch eines. Manchmal wurde richtig daran gezupft. So achtete ich fortan darauf, dass ich alle meine Haare über die Schulter nach vorne hinunter trug. So hatte ich sie im Blick und konnte durch meine Körpergrösse das Ganze im Schach halten.

Am Schluss der Führung machte ich von einigen der Kinder, welche uns bis zur Station folgten, ein Foto. Einige kamen sogar mit uns auf die Station. Chregu wurde sofort vom Pastor Ape gerufen, da beim Rasenmäher das rechte Vorderrad abgeknickt war. Ich setzte mich ins Gras und schaute zuerst Chregu beim Arbeiten zu. Mit mir einige andere – gross und klein. Irgendwann wurde es mir aber zu langweilig. Aus den Augenwinkeln habe ich schon länger bemerkt, dass einige Kinder das Spiel mit den Steinen spielten, das mir einige Tage zuvor beigebracht wurde. Ich ergriff die Chance und spielte mit. Ich brachte die Kids manchmal zum Lachen, einfach weil ich das Spiel noch nicht so gut beherrschte wie sie. Es machte mir jedoch nichts aus. Sie halfen mir teilweise auch, damit ich wenigstens eine Runde weiter kam.

 

Erinnert ihr euch an unsere Dusche? Sie war leider schon von Beginn unseres Aufenthalts undicht, was das Duschen erschwerte. Eine Füllung des Kübels reichte dadurch nicht aus, weil Wasser trotz geschlossenem Ventil heruntertropfte. Chregu und ich nahmen uns kurz Zeit zum Abdichten. Mit Vulkanisierband fertigten wir ein Art Dichtungsring an. Nun machten wir im kleinen Cheminée Feuer und heizten nebst unseren Kaukau Wasser auf, damit wir uns für einmal eine warme Dusche genehmigen konnten. Erst mit dieser Kübeldusche wurde mir klar, wie viel Wasser wir eigentlich fürs Duschen „verschwenden“. Wahnsinn wie schnell so viel Wasser verbraucht wird.

About the author

Schreibe einen Kommentar